Hallo liebes Forum!
Habe lange überlegt, ob ich hier überhaupt schreiben soll und bin mir immer noch unsicher.
Leider habe ich immer so widersprüchliche Gefühle.
Ich fühle mich oft sehr einsam, aber wenn ich mit anderen zusammen bin wird es mir sehr schnell zu viel und brauche wieder räum für mich.
Ich sehne mich nach Nähe, aber wenn mir jemand nahe kommt, wird es mir schnell unangenehm und kann damit nicht umgehen.
Ich will geliebt werden, aber wenn mir jemand Zuneigung und Liebe entgegenbringt, kann ich damit nicht umgehen und ist mir zu viel.
Ich versteh' mich ja selbst nicht und wünschte ich würde die anderen nicht immer vor den Kopf stoßen.
Leider kann ich nicht aus meiner Haut, obwohl ich es anders wünschte.
Habt ihr irgendwelche Ideen, wie ich mein Gefühls-Chaos mal in den Griff bekommen kann?
Viele Grüße
Apollo
Hallo Apollo!
Wow, du hast es geschafft, einen Brief zu schreiben und sogar geschafft, ihn abzugeben! Ich freue mich riesig für dich und hoffe, dass du so richtig stolz auf dich sein kannst!
Gerade im Umgang mit Ängsten ist dir gerade ein Meilenstein gelungen. Denn du hast dich bewegt, bist nicht stehengeblieben oder geflohen, sondern hast dich ganz konstruktiv bewegt. Und konntest, entgegen deiner Fantasien, positive Rückmeldung bekommen. Das ist so wichtig! Wenn dir dein Kopf und dein Gefühl wieder innere Kämpfe bescheren, ist es so wichtig, sich genau an dieses Beispiel zu erinnern - wie gut es dir getan hat und wie positiv dein Vater reagiert hat. Das wünsche ich dir. Und je häufiger du diese Erfahrungen machst, desto seltener kommen diese Sorgen und Ängste.
Kennst du den Song Mut von Alexa Feser? Den mach ich mir jetzt mal an und schick ihn dir rüber :)
Mut ist, wenn du mit der Angst tanzt
das was du nicht ganz kannst
trotzdem versuchst
[...]
Mut ist, wenn die Schranke im Kopf zerbricht
Bke-Betty
Hallo Claudia!
Letzte Woche habe ich nun meinem Dad einen Brief geschrieben. Mit Hilfe des Einzelchats habe ich auch Wünsche in den Brief geschrieben, was ich eigentlich gar nicht vor hatte. Aber ja, es war gut. Mein Dad hat positiver darauf reagiert, als ich dachte und ist auch meinen Wünschen (Bitte um Hilfe/Unterstützung) nachgekommen.
Habe dafür so einige innere Kämpfe mit mir austragen müssen, habe mich aber dennoch dafür entschieden und es war zum Glück die richtige Entscheidung.
Ich habe immer noch viele Probleme, die nicht gelöst sind. Aber es geht mir ein bisschen besser, weil ich mich ein bisschen besser verstanden fühle.
Viele Grüße
Apollo
Hallo Apollo,
was glaubst du, würde passieren, wenn deine Eltern wüssten, wie es dir wirklich geht.
Genau, dass du nicht zur Schule gehst, wissen sie, aber wohl nicht, was alles so dahinter steckt.
18 Jahre, ja, das ist ein wichtiges Alter, aber es heißt nicht, dass man da alles allein hinbekommen muss. Es gibt ja auch noch Hilfe für junge Erwachsene vom Jugendamt bis 27.
Es ist nämlich schon so, dass so manche 18 Jährige noch Probleme haben.
Eltern wissen gern, wie es ihren Kindern geht und sie unterstützen auch, wenn sie es können. Du hast dir doch nicht gewünscht, dass es so schwierig wird. Es gab sicher viele Gründe und manche sind wohl noch heute da.
Du merkst, dass du Hilfe benötigst, du kannst sie dir holen und annehmen und alles hat eine Chance auf Veränderung.
Denk noch mal darüber nach und verlasse den Kreis.
bke-Claudia
Hallo Claudia,
danke für deine Ratschläge. Ich habe darüber nachgedacht, was mich abhält und was mir helfen könnte.
Ich stehe mir einfach selbst im Weg. Das Problem ist wie immer ich.
Ängste und Kontrollverlust.
Ängste vor Zurückweisung, welche unberechtigt sind, aber sie sind trotzdem da, in mir drinnen.
Ängste davor, meinen Eltern zu zeigen, wie verletzlich und schwach ich bin und eigentlich auch wie kaputt ich bin.
Naja andererseits wäre es keine Überraschung, denn ich gehe aufgrund meiner Probleme seit einem halben Jahr nicht mehr zur Schule und haben mitbekommen, dass ich mich immer mehr und mehr zurückgezogen habe und wieder größere Schwierigkeiten habe etwas zu essen.
Eigentlich wissen sie wie kaputt ich bin.
Aber ich will das irgendwie nicht bestätigen. Vielleicht will ich es auch selbst nicht wahr haben.
Hm, ich glaube ich kann einfach nicht um Hilfe bitten. Ja, ich glaube das ist es. Ich bin diese Hilfe einfach nicht wert.
Die letzten Jahre habe ich sie so viel Nerven und Energie gekostet. Das haben sie nicht verdient. Ich scheine ein Fass ohne Boden zu sein und will ihnen einfach nicht mehr zur Last fallen.
Schließlich bin ich jetzt 18 und ich muss es auch mal alleine geregelt bekommen.
Aber da bin ich wieder am Anfang. Ich bekomme es einfach nicht hin. Ich bekomme nichts hin. Gefühlt mache ich alles falsch oder nur noch schlimmer.
Und ich drehe mich wieder im Kreis!
Apollo
Hallo Apollo,
du hast Angst, die Brücke ist nicht stabil genug, ok, dann nimm vielleicht entsprechende Sicherungen mit. Seil, vielleicht auch einen Fallschirm oder etwas in der Art oder prüfe, wie stabil diese gebaut ist.
bke-Claudia
Hallo Ina,
vielen Dank, dass Du schreibst und für deine Worte.
Um deine erste Frage zu beantworten: Ja, es kommt oft vor, dass ich körperliche und/oder emotionale Nähe vermeide. Hauptsächlich, weil ich diese nicht ertrage oder auch damit umgehen kann. Ich fühle mich damit auch überfordert. Es kommt aber auch vor, dass ich körperliche und/oder emotionale Nähe vermeide, weil ich weiß das mich es überfordert und dieses abweisende Verhalten wiederum Irritationen bei den anderen auslöst. Das ist jetzt umfänglicher ausgedrückt. Auf deine konkrete Frage kann sich aber auch mit einem konkreten "ja" beantworten, was aber auch seltener der Fall ist.
Eine klare Kommunikation oder etwas zusammen zu erarbeiten setzt voraus, dass ich dies anspreche. Ich hab allerdings immer diese innerliche Blockade. Ich kann irgendwie nicht über mich und meine Probleme und sowas sprechen. Manchmal doch, aber dann meistens nur, wenn ich betrunken bin.
Zurzeit hänge ich auch seit ca. einer Woche an einem Brief. Da ich nicht über meine Probleme reden kann, wollte ich es mit einem Brief probieren. Leider bin ich nicht sehr weit gekommen. Ich stecke fest, weil einerseits habe ich so viel zu sagen und andererseits, werde ich meine Eltern noch unglücklicher machen. Was schreibe ich? Wie weit hole ich aus? Was werden sie verkraften? Was kann ich aushalten? Der Brief wird folgen haben, bin ich bereit dazu diesen Schritt zu gehen?
Diese Woche habe ich mich mal raus getraut - ich habe mich seit Monaten zurück gezogen - und die Quittung kam sofort. Ich hatte einen Fahrradunfall, der mich auf mehreren Ebenen sehr beschäftigt und belastet. Seitdem habe ich ein sehr großes Schutzbedürfnis und... ich denke in den letzten tagen oft daran, wie es war als ich fünf Jahre alt oder so war. Ich bin zu meinen Eltern, die mich in den Arm genommen und getröstet haben. Alles war gut, ich fühlte mich sicher.
Ich wünschte ich könnte es jetzt auch so machen. Zumindest ist das Bedürfnis da, aber als 18-jähriger, mit den ganzen Ängsten, Selbstzweifeln und Komplexen?
Ich weiß, eine Umarmung mit den Worten "alles wird gut", wäre genau das, was ich die letzten Abende gebraucht hätte. Aber meine inneren Blockaden sorgen dafür, dass ich still neben meinen Eltern auf der Couch sitze und mich nichts weitere traue. Immerhin saß ich neben meinen Eltern, anstatt alleine auf meinem Zimmer zu sein, wie das halbe Jahr zuvor.
ich traue mich nicht, die Brücken, die meine Eltern mir bauen, zu betreten aus großer Angst davor, dass die Brücke einstürzt und ich in den reißenden Strom falle und ich den dunklen Untiefen hilflos ausgeliefert bin.
Viele Grüße
Apollo
Lieber Apollo,
du sehnst dich einerseits nach körperlicher Nähe und erlebst diese andererseits sehr schnell als einengend und unerträglich. Wenn du aus einer Umarmung vorzeitig "ausbrichst", erlebt dein Gegenüber das als Zurückweisung. Natürlich möchtest du z.B. deine Mum nicht zurückweisen. Kommt es auch vor, dass du eine Umarmung vermeidest, um deine Mum (oder andere) nicht zu verletzen, wenn du die Umarmung nicht mehr aushältst?
An anderer Stelle schreibst du, dass klare Kommunikation ev. helfen könnte. Um auf dein Beispiel einzugehen: Deine Mutter weiß, dass du oftmals hin und her gerissen bist und einige Dinge vielleicht anders erlebst und verarbeitest, als andere. Und sie möchte für dich da sein, wenn es dir nicht gut geht. Gäbe es da eine Möglichkeit, gemeinsam etwas zu erarbeiten, wie sie dich in solchen Momenten, in denen du down bist, unterstützen kann, möglichst, ohne dass es dir unerträglich ist und ohne dass sie eine Kränkung erlebt? Wäre es möglich, dass du - so wie du es uns geschildert hast - auch ihr erklärst, dass du dich einerseits nach der Umarmung sehnst und diese gleichzeitig nicht lange aushältst? Vielleicht könntet ihr ausmachen, dass (zumindest für den Moment), du entscheidest, wie lange eine Umarmung dauert. Vielleicht gibt es ein Zwischending, keine Bären-Umarmung, sondern ein Arm um die Schulter, neben einander auf dem Sofa sitzen, etc. Also Nähe, die ev. weniger überwältigend und dadurch etwas länger genießbar ist? Gleichzeitig weiß ich, dass es oft nicht einfach ist, solche Dinge konkret zu besprechen. Was meinst du?
Viele Grüße
bke-Ina
Hallo Claudia!
Danke für Deine Antwort bzw. Nachfrage.
Um es genauer zu beschreiben:
Wenn ich es mir bspw. schlecht geht und ich wieder das Gefühl habe, überflüssig zu sein, wünsche ich mir in dem Moment in den Arm genommen zu werden und gesagt bekommen, dass alles gut ist und ich ok bin.
Wenn es dann bspw. dazu kommt, dass meine Mum mich in den Arm nimmt, weil sie merkt, dass ich wieder down bin, ist die Umarmung in der 1. Sekunde ein gutes Gefühl, aber dann wird es mir sehr schnell, zu nah, zu viel, zu unerträglich, dass ich die Umarmung nicht aushalten kann und mich davon löse. Es ist evtl. ein Gefühl von erdrückt zu werden.
Der Abstand fühlt sich dann gut an, aber dann merke ich dass mir etwas fehlt und es eigentlich nicht das ist, was ich wollte.
Dazu kommt, dass ich dann in das Gesicht von meiner Mum schaue, die es als Zurückweisung empfindet. Sie weiß, dass ich ein Freak bin, aber trotzdem sehe ich, dass es ihr nicht gut tut zurückgewiesen zu werden.
Das ist jetzt nur ein Beispiel.
Viele Grüße
Apollo
Hallo Apollo,
Widersprüche sind oft schwer auszuhalten und doch kann man sie mitunter auflösen.
Du möchtest Nähe, Geborgenheit und Schutz und du möchtest davon soviel, wie du gerade benötigst. Und dann möchtest also signalisieren, jetzt ist es genug und hast Sorgen, dass das dann als Ablehnung aufgefasst wird?
Es ist schwer vorhersagbar, wieviel Nähe benötige ich und wie ist sie gut für mich. Versuche deine Bedürfnisse gut zu erkennen und setze deine Grenzen.
bke-Claudia
Hallo noch einmal!
Es ist schwer diese Widersprüchlichkeit auszuhalten und sich selbst nicht abzuwerten, weil ich so gestört bin.
Mir gehts seit einiger Zeit echt nicht gut und mir würde es gut tun Nähe, Geborgenheit und Schutz zu fühlen.
Wenn ich mich dann endlich traue, mutig zu sein und die Nähe eines Menschen zu suchen, um in den Arm genommen oder getröstet zu werden, ist es mir dann auch sofort zu viel und ertrage es nicht.
Es ist schon fast so, dass mein Innerstes nicht will, dass ich mich besser fühle.
Es ist nicht nur verwirrend sondern auch anstrengend und ich bin schlichtweg überfordert.
Sorry, es ist schwer das alles gerade in Wort zu fassen.
Viele Grüße
Apollo
Hallo Cascadia und Girl!
Vielen Dank für Eure Antworten.
Ja, irgendwie hilft es in der Tat zu wissen, dass man nicht alleine damit ist.
Um auf deine Frage einzugehen, Wronggirl.
Ich denke schon, dass ich weiß vorher es kommt. Es hat was mit ausgenutzten Vertrauen und Überschreitung meiner Grenzen zu tun - um Überschriften zu nennen.
Den Begriff Dilemma finde ich sehr passend.
Deinen Thread, Cascadia, kannte ich nicht - da dieser unvollständig ist, konnte ich leider nicht mehr nachlesen…
Ich denke, dass es bei mir keine Überreizung ist, sondern, dass ich es nicht aushalten kann. Es wird mir schnell zu viel, zu eng, zu nah. Es wird unangenehm bis teilweise nicht aushaltbar und dann mache ich zu und flüchte aus der Situation.
In der Situation höre ich dann schon auf mich selbst, aber ich stoße dann schnell anderen vor den kopf und bin dann der Freak.
Es ist nicht nur, dass es mich nervt, sondern auch, dass ich mich selbst nicht verstehe, insbesondere weil ich mich nach schönen oder positiven Dingen sehne.
Ich stelle dann vieles und mich selbst dann in Frage.
Klare Kommunikation ist sicherlich hilfreich, denke ich. Allerdings stellt es sich bei mir eher so da, dass ich gerne diese Situationen eingehen möchte. Erst wenn ich in der Situation bin, stelle ich fest, dass es mich überfordert und ich nicht damit umgehen kann.
Was mir einfällt ist, dass ich aber evtl. das im Vorwege kommunizieren kann, also dass es passieren kann, dass ich die Situation nicht ertragen kann. Das fällt mir aber auch glaube ich schwer…
Danke für Eure Beiträge, ich empfand sie als hilfreich.
Viele Grüße
Apollo
Hey Apollo,
Ich kenn das auch sehr gut, was du beschreibst. Mein Thread hier hieß ja auch "der Widerspruch in mir". Dieses hin und her ist anstrengend. Für mich zumindest. Mich nervt, dass ich mir etwas wünsche es dann aber schnell zu viel wird.
Ich würd vielleicht sagen, dass ich schnell überreizt bin. Und dann brauch ich oft Abstand.
Richtig Tipps geben kann ich dir leider auch nicht. Das einzige was mir bisschen hilft mich nicht komplett abzukapseln, ist der Gedanke, dass mir das vermutlich nicht gut tun würde (und ich versuch ja gerade wieder etwas netter zu mir selbst zu sein). Deswegen treff ich mich immernoch mit Leuten, aber in einem gewissen Maß.
Und klare Kommunikation hilft auch. Ich war vor paar Wochen auf einem Seminar und da wollte ich Abends mit paar Kommilitonen in die Stadt. Aber es war zu viel nach dem Tag und dann hab ich einfach gesagt, dass es mir gerade zu viel ist und ich etwas Zeit für mich brauche. Und dann hab ich den Abend allein verbracht und wir haben am nächsten Abend was gemacht. Aber auch nichts krasses, sondern nur nen gemütlichn Spieleabend. Du sollest auf deine Grenzen achten und dir deine Zeit auch nehmen.
Wenn viel nicht geht taste dich mit kleineren Dingen vorran.
Es ist okay, wenn mehr gerade nicht geht.
Weiß nicht, ob das hilfreich ist, aber zumindest will ich dir sagen, dass ich dich verstehen kann und du damit nicht allein bist.
LG Cascadia
Hallo Apollo,
Ich hoffe es passt für dich, dass ich dir ein paar Worte da lasse.
Ob ich dir wirklich etwas hilfreiches schreiben kann, weiß ich nicht, aber was du beschreibst kenne und verstehe ich recht gut. Die Sehnsucht nach Nähe, obwohl man sie nicht annehmen kann, das sich einsam fühlen und doch allein sein wollen. Das ist echt anstrengend, weil man es sich selbst eigentlich nie recht machen kann, weil man immer nur 1, ich nenne es mal Bedürfnis, befriedigen kann, weil das Andere immer im Gegensatz dazu steht.
Weißt du denn oder hast eine Ahnung oder Idee, wo das herkommt? Also was genau ist es, was dir dann in Gesellschaft oder unter Menschen zu viel wird? Warum möchtest oder kannst du die Nähe dann nicht zulassen? Ist es Angst vor Enttäuschung, schlechte Erfahrungen oder etwas ganz anderes? Musst du natürlich nicht beantworten, wenn du nicht möchtest.
Hm, so wirklich hilfreich war da jetzt nichts, was ich dir schreiben konnte. Aber das Gefühl oder Dilemma kenne ich, damit bist du nicht alleine. Vielleicht kann ja ein wenig Austausch zumindest Entlastung bringen, auch wenn es keine Paradelösung gibt?
Liebe Grüße
Girl